Whisky Hype

Single Malt Whisky ist so unfassbar in, dass du schon bewundernde Blicke erntest, wenn du nur behauptest, du würdest welchen trinken.
Der Spruch für den nächsten Club Abend: Ich trinke Malt, Single Malt.
Ok, so far so good zu den Anmachtricks für dunkle Bars.

Aber ehrlich, ich kann aber auch diese Sprüche nicht mehr hören, wenn man sich als Malthead outet:
„Hui, Single Malt, ist das nicht sowas wie Whisky nur aus Schottland?“
„Könnte ich mir auch mal gönnen, hab noch so schöne Tumbler zu Hause.“
„Echt geil, is‘ mir aber zu teuer…“

In der Tat, billig ist das nicht und der Korn für 5€ knallt mindestens genauso gut.
Es ist total legitim tausende von Euro in zum Beispiel eine Angelausrüstung zu versenken. Aber so viel Geld für Schnaps auszugeben ist vielleicht cool, aber dann doch unschicklich.
Doch mal nüchtern betrachtet (haha, Wortwitz), ob ich nun den ganzen Tag öde an so einem Tümpel sitze und ins Wasser starre, oder mir abends munter was Hochprozentiges in den Kopf kippe, was klingt da bitteschön nach mehr Spaß. Also!
Aber eigentlich schweife ich gerade ab. Auch das mag am Alkohol liegen.
Aber mittlerweile sonnen sich so viel Menschen im Glanze des schottischen Getränkes, mit denen ich wahrhaft kein Dram teilen möchte.

Es geht um Geld, um Werte und Prestige. Da wird der uralte Macallan gestürzt, als wenn es kein Morgen gibt. Whisky als Prestigeobjekt um als privilegiert gesehen zu werden.
Oder einfach nur den Malt schlürfen, um sich dieser besonderen Kaste als zugehörig zu fühlen.

Da rinnt die Fassstärke die Kehle runter, nachdem sie sich ein Loch in die Geschmacksnerven gebohrt hat. Rot im Gesicht, hustend, kaltschweißig wird der ganz besondere Genuss gepriesen.
Nein, Du kannst Dir nicht einfach den Single Malt greifen, wie irgendein teures Hobby, dass man sich mit viel Geld und wenig Talent aussuchen kann.

Der Whisky sucht Dich aus. Es gibt, wenn es den zu einer erfolgreichen Beziehung kommen soll, immer diesen besonderen Moment. Das ist nicht immer Liebe auf den ersten, sondern manchmal auf den zweiten Blick. Da hast Du diesen besonderen Schluck im Mund und weiß genau, was der Schotte mit Liquid Sunshine meint. Das leichte Brennen des Alkohols verfliegt und es breiten sich Aromen in Deinem Mund aus, die du nie wieder vergessen wirst. Und genau in diesem Moment bist Du verloren. Es ist wie mit den Meerjungfrauen, die Dich in die Tiefe locken, unwiderstehlich.

Und niemals wirst Du damit angeben, wie cool Du bist, weil Du unfassbar teure Spirituosen trinkst.
Freunden, die Du am Genuss teilhaben lässt, wirst Du von ungewöhnlichsten Aromen und faszinierenden Geschmacksexplosionen berichten.
Ein Teil wird mitleidig lächeln und gehen. Aber das waren dann auch keine Freunde. Die anderen, die bleiben, haben den Mut sich verzaubern zu lassen.

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